Carpe Diem – Gedichte

Frühling

Will Dir den Frühling zeigen

Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.

Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten –
dürfen ihn einmal sehn.

Rainer Maria Rilke

Frühlingstraum

Überall will man
nicht länger warten,
Schneck und Bienlein
drängen sich zum Licht,
Vögel spielen: Komm,
du kriegst mich nicht,
Und dem Winter,
der noch schläft im Garten,
Schwebt ein Frühlingstraum
auf dem Gesicht.

S.T. Coleridge

März

Der du den Winter bezwungen hast,
Willkommen sollst du uns sein!
Nimm Wohnung bei uns als froher Gast,
Mit dir kehrt Sommerglanz ein.

Willkommen, März, wir nehmen in Kauf
Manch rauhen, stürmischen Tag.
Doch reißt du den dunklen Himmel auf,
Dass die Welt wieder singen mag.

Wm. Morris

Sommer

Dartside

Was das grüne Laub dir sagen mag,
Was es flüstert, verstehst du nicht,
Doch du weißt, es hat ein Wort für dich,
Ein Wort für diesen Tag.

Was die blaue Ferne dir sagen mag,
Eh‘ du’s fassen kannst, ist es fort,
Doch du weißt, sie hat für dich ein Wort,
Ein Wort für diesen Tag.

Grün ist die Farbe von Hoffnung und Glück
Und Blau von Wahrheit und Treu‘.
Gibst du der Schöpfung die Hoffnung zurück,
Schenkt sie dir Wahrheit aufs neu!
Dann verstehst du – er ist nicht fern der Tag – ,
Was dir Himmel und Erde erzählen mag.

G. Cingsley

Im Juni

Mit gelbweißen Blumen hab ich gewacht
In dieser Nacht,
Wenn der Mittsommermorgen schon dämmern mag,
Vor Tau und Tag,
Und das stille Geheimnis, Werden genannt,
Zur Erde fand.
Wie weit die Nacht noch vom Morgen entfernt –
Ich hab warten gelernt.
Die verschlossene Rose, wie schön sie war,
Das wird offenbar,
Und der brütende Vogel schon leise singt,
Eh‘ die Schale springt.
Eh‘ glimmende Glut wird zur Flamme entfacht,
Ist schon Liebe erwacht.
Glück fand, wer die Liebe zur Knospe wagt,
Zum Wort, ungesagt.

K.B.

Herbst

Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden,
Ewiges ist nicht auf Erden
Als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
Einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
Wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
Lass es still geschehen.
Lass vom Winde, der dich bricht,
Dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Winter

Es wächst viel Brot in der Winternacht

Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat,
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.

Und deucht die Welt dir öd und leer,
und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht:
Es wächst viel Brot in der Winternacht.

Friedrich Wilhelm Weber

Winter

Die Welt ringsum, sie liegt erstarrt,
Rotkehlchen hungert. Ach, so hart
Der strenge Frost uns alle trifft!
Doch dort am Fenster – o wie zart –
Malt Blumen er in Silberschrift.

Die Schnepfe träumt im Moor versteckt,
Die Berge schlafen schneebedeckt,
Und auch der Garten ist verschneit,
Die letzte Rose längst verblüht –
Doch im Kamin auf Ast und Scheit
Die rote Feuerblume glüht.

R.L. Stevenson

Ode an Nordost

Singt mir ein Lied vom Boreas,
Vom rauhen Nordnordost.
Nicht Dichterlust noch Kinderspaß –
Ein Lied von Sturm und Frost.

Fern aus dem Norden kam er her,
Flog über Fjeld und Moor,
Durchfurchte frei das wilde Meer –
Jetzt rüttelt er am Tor.

Willkommen Wind! Wir sind bereit.
Feg Flur und Dorf und Stadt
Und zeig dem Hecht, wer’s dieser Zeit
im See zu sagen hat.

Als letztes nimm den Wald dir vor,
Zaus ihn, wie’s dir beliebt,
Bis das die Schneelast hoch empor
Zum Winterhimmel stiebt.

C. Kingsley
(Boreas = Nordwind)

Weihnachten

Lass Weihnachtsfreud‘ ins Herze ziehn,
Tisch auf das Allerbeste,
Schmück jeden Raum mit efeugrün,
Nimm Misteln, Stechpalm-Äste!
Ein Singen durch die Lüfte schallt,
Und jede Straße widerhallt,
Der Wind verkündet’s Berg und Wald –
Es kommt das Fest der Feste!

Geo. Wither

Natur

Noch nie enttäuschte die Natur

Ach, noch nie enttäuschte die Natur
Eines Menschen Herz, das ihr vertraute.
Glaub mir: Wunder über Wunder schaute,
Wer getreulich folgte ihrer Spur.

Nimmt Natur gefangen Herz und Sinn,
Wird sie uns die Freude daran schenken,
Ihrer Schönheit, ihrer Stille nachzudenken.
Habsucht, Gier – sie fallen vor ihr hin

Unsrer Tage graues Einerlei
Hat die Macht längst über uns verloren.
Fester Glaube ist in uns geboren,
Dass die ganze Welt voll Segen sei.

Edith Holden

Was lehrst du uns Natur

Was lehrst du uns, Natur, wenn wir dich fragen,
Wenn wir dich fragen, was uns Menschen fehlt?
Dann lehrst du uns, was auch der Wind erzählt.
Die laute Welt, sie kann es nicht ertragen,
Dass langer Atem erst das Werk beseelt.
Wenn Arbeit und Gelassenheit sich finden,
Dann kehrt die Ruhe der Vollendung ein,
Und Hast und Unrast werden arm und klein.

Lass doch die Lärmer leeren Wahn verkünden,
Lass sie mit sich und allem uneins sein –
Natur geht ihre Wege ohne Bangen,
Unendlich leis und sicher ist ihr Schritt,
Und wenn wir lauschen, teilt sie sich uns mit.

Ja, sie wird bleiben, wenn wir längst gegangen.

Matthew Arnold

Eintauchen in die Natur

Auf Felsen sitzen, über Fluten träumen,
Still sich ergehn auf schatt’gem Waldespfad,
In nie von Menschen noch beherrschten Räumen,
Die selten nie ein Sterblicher betrat,
Erklimmen einsam des Gebirges Grat
Mit wilden Herden, die nicht Ställe brauchen,
Am Abgrund stehn, am schäum’gen Wasserbad,
Das ist nicht Einsamkeit, das heißt, sich tauchen
In die Natur, die Seel in ihre Seele hauchen.

Byron

Sieh mit den Augen Deines Herzens

O fändest du den Schlüssel zur Natur!
Verstellt, entstellt, bar ihrer Schönheit Glanz
Muss sie dem Intellekt erscheinen,
Der mordend nur ihr Sinn entreißen kann.

O schließ die Akten solcher Wissenschaft!
Empfangen sollst du, nicht sezieren,
Bring dein lebendig schlagend Herz ins Spiel,
Sieh mit den Augen dieses Herzens!

Wordworth

Ich trinke Sonnenstrahlen

Ich trinke Sonnenstrahlen,
Ich trinke Mondenschein,
Aus glänzenden Pokalen
Schenk ich mir Sterne ein.

Ich trinke Winterfarben,
Die dort so klar gemischt
Aus windzerwühlten Garben
Das ewige Meer auftischt.

Ich trinke Wellenschäume,
Die vor dem Winde fliehn
Und Schatten nackter Bäume,
Die hügelaufwäts ziehn.

Dann tanzen Licht und Schatten
Und Wolken, Farben, Luft
Und wiegen sich und gatten
Sich in der Seele Gruft.

Konrad Sandkühler

Verschiedene

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zu Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

Glück

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solange du um Verlornes klagst,
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr beim Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

Herman Hesse

Beim Schlafengehen

Nun der Tag mich müd gemacht,
Soll mein sehnlichstes Verlangen
Freundlich die gestirnte Nacht
Wie ein müdes Kind empfangen.

Hände lasst von allem Tun,
Stirn vergiß du alles Denken,
Alle meine Sinne nun
Wollen sich in Schlummer senken.

Und die Seele unbewacht
Will in freien Flügeln schweben,
Um im Zauberkreis der Nacht
Tief und tausendfach zu leben.

Hermann Hesse

Wind und Geige

Drinnen im Saal eine Geige sang!
Sie sang von Liebe, so wild, so lind.
Draußen der Wind durch die Zweige sang:
Was willst du, Menschenkind?

Drinnen im Saal die Geige sang:
Ich will das Glück, ich will das Glück!
Draußen der Wind durch die Zweige sang.
Es ist das alte Stück.

Drinnen im Saal die Geige sang:
Und ist es alt, für mich ist´s neu.
Draußen der Wind durch die Zweige sang:
Schon mancher starb an Reu.

Der letzte Geigenton verklang.
Die Fenster wurden bleich und blind.
Aber noch lange sang und sang
Im dunklen Wald der Wind …
Was willst du, Menschenkind?

Christian Morgenstern

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst

Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

Verlange nichts

Verlange nichts von irgendwem,
lass jedermann sein Wesen,
du bist von irgendwelcher Fehm
zum Richter nicht erlesen.

Tu still dein Werk und gib der Welt
allein von deinem Frieden,
und hab dein Sach auf nichts gestellt
und niemanden hienieden.

Christian Morgenstern

Rastlose Liebe

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!

Wie – soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

Johann Wolfgang von Goethe

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

Rainer Maria Rilke

Selige Sehnsucht

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt die fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt,

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Johann Wolfgang von Goethe

Der Sehende

Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen,
und höre die Fernen Dinge sagen,
die ich nicht ohne Freund ertragen,
nicht ohne Schwester lieben kann.

Da geht der Sturm, ein Umgestalter,
geht durch den Wald und durch die Zeit,
und alles ist wie ohne Alter:
die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,
ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.

Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, –
wir würden weit und namenlos.

Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
wenn seiner Widersacher Sehnen
im Kampfe sich metallen dehnen,
fühlt er sie unter seinen Fingern
wie Saiten tiefer Melodien.

Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.

Rainer Maria Rilke

Liebeslied

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt?
Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke

Wenn ich wüsste...

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist,
dass ich Dich einschlafen sehe,
würde ich Dich besser zudecken und zu Gott beten, er möge Deine Seele schützen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist,
dass ich Dich zur Türe rausgehen sehe,
würde ich Dich umarmen und küssen
und Dich für einen weiteren Kuss zurückrufen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist,
dass ich Deine Stimme höre, ich würde jede
Geste und jedes Wort auf Video aufzeichnen,
damit ich sie Tag für Tag wieder sehen könnte.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist,
dass ich einen Moment innehalten kann,
um zu sagen „Ich liebe Dich“, anstatt davon auszugehen,
dass Du weißt, dass ich Dich liebe.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist,
dass ich da sein kann, um den Tag mit Dir zu teilen,
weil ich sicher bin, dass es noch manchen Tag geben wird,
so dass ich diesen einen verstreichen lassen kann.

Es gibt sicherlich immer ein „Morgen“,
um ein „Versehen/Irrtum“ zu begehen
und wir erhalten immer eine 2. Chance,
um einfach alles in Ordnung zu bringen.

Es wird immer einen anderen Tag geben,
um zu sagen: „Ich liebe Dich“.
und es gibt sicher eine weitere Chance,
um zu sagen: „Kann ich etwas für Dich tun?“

Aber nur für den Fall, dass ich falsch liegen sollte
und es bleibt nur der heutige Tag,
möchte ich Dir sagen,
wie sehr ich Dich mag.

Und ich hoffe, dass wir nie vergessen:
Das „Morgen“ ist niemandem versprochen,
weder jung noch alt,
und heute könnte die letzte Chance sein,
die Du hast, um Deine Lieben fest zu halten.

Also, wenn Du auf Morgen wartest,
wieso tust Du’s nicht heute?
Falls das „Morgen“ niemals kommt,
wirst Du es bestimmt bereuen,
dass Du Dir keine Zeit genommen hast,
für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen Kuss
und Du zu beschäftigt warst,
um jemandem etwas zuzugestehen,
was sich im Nachhinein
als sein letzter Wunsch herausstellt.

Halte Deine Lieben heute ganz fest
und flüstere ihnen ins Ohr,
sag‘ ihnen, wie sehr Du sie liebst.
und dass Du sie immer lieben wirst.

Nimm Dir die Zeit zu sagen
„Es tut mir leid“, „Bitte verzeih‘ mir“,
„Danke“ oder „Ist in Ordnung“.

Und wenn es kein „Morgen“ gibt,
musst Du den heutigen Tag nicht bereuen.

(Dieses Gedicht wurde von Dr. H. Solomon in Gedenken an die Opfer des 11. September 2001 geschrieben.)