Carpe Diem – Geschichten

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Die Geschichte vom Sinn des Lebens

Der Weise König

Einst herrschte in der fernen Stadt Wirani ein König, der war mächtig und weise. Er war gefürchtet ob seiner Macht und wurde wegen seiner Weisheit geliebt.

Im Herzen der Stadt gab es einen Brunnen mit kühlem, kristallklarem Wasser. Alle Bewohner tranken daraus, auch der König und seine Hofleute, denn es gab keinen anderen Brunnen.

Eines Nachts, als alle schliefen, kam eine Hexe in die Stadt und goß sieben Tropfen einer fremden Flüssigkeit in den Brunnen und sprach: „Wer von Stund an dieses Wasser trinkt, soll verrückt werden.“

Am nächsten Morgen tranken alle Leute, mit Ausnahme des Königs und seines Kanzlers, aus dem Brunnen und wurden verrückt, wie die Hexe vorhergesagt hatte.

Den ganzen Tag flüsterten die Leute in den engen Gassen und auf dem Marktplatz: „Der König ist verrückt. Der König und sein Kanzler haben den Verstand verloren. Wir können doch nicht von einem verrückten König regiert werden. Wir müssen ihn stürzen!“

Am Abend ließ der König am Brunnen einen goldenen Becher füllen. Und als man ihm den Becher brachte, trank er daraus in großen Zügen und gab auch seinem Kanzler davon zu trinken.

Da feierte die ferne Stadt Wirani ein großes Freudenfest, denn der König und sein Kanzler hatten ihren Verstand wiedergefunden.

Khalil Gibran

Die Schmusegeschichte

von Claude Steiner und Heinz Körner

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Die Kobra

An einem Weg, der zu einem Tempel führte, nahe bei einem kleinen Dorf in Bengal, lebte einst eine Kobra; immer wieder biss sie Leute, die auf dem Weg vorbeikamen, um im Tempel zu beten. Als sich diese Unfälle mehrten, nahm die Angst unter den Dorfbewohnern zu und viele weigerten sich, weiterhin zum Tempel zu gehen.

Der Swami, der Meister des Tempels, sah die Schwierigkeit und entschloss sich, sie zu beseitigen. Er ging zur Schlange, gebrauchte ein Mantra, um sie zu rufen und unterwürfig zu machen. Dann sagte er zu ihr, dass es nicht gut sei, wenn sie die Leute, die hier vorbeikämen, um im Tempel zu beten, bisse, und er nahm ihr das Versprechen ab, das nie wieder zu tun.

Bald danach sahen einige, die vorbei gingen, die Schlange auf dem Weg, aber sie machte keine Anstalten, sie zu beißen. Und so sprach es sich herum, dass die Schlange irgendwie passiv geworden sei, und die Menschen verloren ihre Angst. Ja, die Dorfjungen packten sie sogar am Schwanz und zogen sie lachend hierhin und dorthin.

Als der Swami wieder einmal auf dem Weg vorbeikam, rief er die Schlange, um zu sehen, ob sie ihr Versprechen gehalten hatte. Die Schlange kam demütig und in einem miserablen Zustand angekrochen, so dass der Swami ausrief: „Du blutest ja. Wie konnte das geschehen?“ Die Schlange war den Tränen nahe und schluchzte, dass sie, seit dem Swami das Versprechen gegeben habe, auf diese Weise missbraucht worden sei.

„Ich habe dir gesagt, nicht zu beißen“, antwortete der Swami, „ich habe nicht gemeint, dass du nicht einmal zischen dürftest.“

Ärger und Aggression in der Kirche
Zitiert bei Tavris 1982, 26. Dort keine Quellenangabe.

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Ein großer Tag für Vater Martin

Weihnachtsgeschichte nach Leo Tolstoi